Stadtteilrevue St. Georg: Kraftvoll und hochpolitisch

von Isabella David, Mittendrin - das Nachrichtenmagazin für Hamburg-Mitte, 17.11.2012

Bis auf den letzten Platz ist die Heilige Dreieinigkeitskirche in St. Georg besetzt. Der Drachengold-Chor lädt ein zur Premiere der alljährlichen Stadtteilrevue. Dieses Mal geht es um Protest, soziale Bewegungen und Solidarität. Zwanzig Titel präsentierten Chor und Band den Zuschauern. Darunter „Do you hear the people sing“, „She works hard for the money“, „Schrei nach Liebe“ und „Another Brick in the Wall“. Geleitet wird der Stadtteilchor von Matthias Botsch.

Die 56 Sängerinnen und Sänger werden begleitet Fabian Kenk an Klavier und Saxophon, Frank Eggers am Bass, Otto Vogel auf der Gitarre, Mario von Deyn an den Drums und von Chorleiter Botsch an der Trompete.

Zwischen den musikalischen Einlagen spielen die Chormitglieder kurze Szenen auf der Kirchenbühne. Die Vielfalt der Themen reicht dabei von Arbeitsstreik, dem Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen, den Konsequenzen der europäischen Sparpolitik in Griechenland, dem Bundeswehreinsatz vor der Küste Somalias und den NSU-Morden bis hin zu spekulierenden Immobilienmaklern. Gerade das letzte Thema hat die Bürgerinnen und Bürger St. Georgs im letzten Jahr beschäftigt. Der Chor hält bekannte Schilder hoch: „Wohlers bleibt“, ist darauf zu lesen. Kein Blatt wird vor den Mund genommen. Unverblümt werden die Zitate von Politikern analysiert, Klischees entkräftet und mit Vorureilen aufgeräumt. Jedem einzelnen Zuschauer wird der Spiegel vorgehalten. Die Szenen sind so nah dran am Leben, dass sie einfach jeden aufrütteln müssen.

1996 gab es im Rahmen eines Projekts der Geschichtswerkstatt St. Georg die erste Revue des Chors, damals über den Spanischen Bürgerkrieg. Schon hier wurde mit einer Kombination aus Gesang, Musik und Theater gearbeitet. Die Revue entwickelte sich zu einem alljährlichen Ereignis in St. Georg. 1997 übernahm Mattias Botsch die Vorbereitungen der Revue. Botsch leitet den Chor, der sich seit 1999 Drachengold nennt, bis heute. Die Revue wird thematisch in die Jahresprojekte der Geschichtswerkstatt St. Georg eingebettet. So gab es schon Inszenierungen zu den Zwanziger Jahren, dem Thema Arbeit oder dem sozialen Wandel in St. Georg.

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